Marktberichte 09.10.2025
WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG IM IHK-BEZIRK FRANKFURT AM MAIN
STIMMUNGSLAGE WEITERHIN FRAGIL
Globale Handelshemmnisse und wirtschaftspolitische Unsicherheiten belasten laut IHK-Konjunkturumfrage weiterhin die Unternehmen. Der Geschäftsklimaindex steigt zur Frühsommerbefragung 2025 auf 100 Punkte und erreicht damit gerade die Wachstumsschwelle. Die aktuelle Geschäftslage wird etwas positiver eingeschätzt (plus 3 Punkte), während die Erwartungen weiterhin verhalten bleiben (minus 3 Punkte). Die Investitionsbereitschaft bei den Unternehmen zeigt erstmals seit über einem Jahr wieder einen leichten positiven Ausschlag, bleibt jedoch insgesamt auf niedrigem Niveau. Die Beschäftigungspläne sind zurückhaltend und auch wenn die Exporterwartungen im Vergleich zum Jahresbeginn zulegen und bei plus 4 Punkten liegen, bleibt die Unsicherheit hoch. Als größte Risiken nennen die Unternehmen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen mit 56 Prozent, die Inlandsnachfrage mit 54 Prozent und den Fachkräftemangel mit 45 Prozent.
Die Unternehmen der Bau- und Immobilienwirtschaft bewerten die Lage etwas besser als zu Jahresbeginn. Der Geschäftsklimaindex steigt von 96 auf 105 Punkte. Allerdings sinkt der Lagesaldo leicht auf plus 7 Punkte, was auf eine weiterhin angespannte Situation hinweist. Der Erwartungssaldo verbessert sich zwar von minus 15 auf plus 4 Punkte, bleibt aber angesichts der konjunkturellen Unsicherheiten fragil. Der Investitionssaldo steigt zum dritten Mal in Folge auf plus 19 Punkte, und auch die Beschäftigungspläne zeigen mit plus 13 Punkten eine gewisse Belebung. Dennoch bleibt die wirtschaftspolitische Unsicherheit mit 66 Prozent das dominierende Risiko. Unklarheiten über Zins- und Preisentwicklungen sowie über die zukünftige Auftragslage hemmen weiterhin die Investitionsbereitschaft – sowohl bei Unternehmen als auch bei privaten Haushalten.
STANDORTQUALITÄT ALS SCHLÜSSEL ZUR WETTBEWERBSFÄHIGKEIT
Neben konjunkturellen Herausforderungen rücken auch Standortanforderungen stärker in den Fokus. Die IHK-Standortumfrage 2024 zeigt, dass Unternehmen im IHK-Bezirk Frankfurt am Main in mehreren Bereichen dringenden Handlungsbedarf sehen – insbesondere bei der Wirtschaftsfreundlichkeit, den Standortkosten und der Attraktivität des Umfelds. Verbesserungspotenzial besteht vor allem bei der Digitalisierung von Verwaltungsverfahren, der Dauer von Genehmigungen und der wirtschaftsfreundlichen Ausrichtung der Kommunalpolitik. Zudem fordern viele Unternehmen Maßnahmen zur Senkung struktureller Kosten, etwa bei der Gewerbe- und Grundsteuer sowie den Energiekosten.
Die Umfrageergebnisse verdeutlichen, dass neben externen Faktoren auch strukturelle Rahmenbedingungen die Standortbewertung beeinflussen. Der Abbau bürokratischer Hürden, effizientere Verwaltungsprozesse und verlässliche wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen sind zentrale Hebel zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit im IHK-Bezirk Frankfurt am Main.
BÜROFLÄCHEN IM IHK-BEZIRK FRANKFURT AM MAIN
GROSSANMIETUNGEN BELEBEN DEN MARKT
Zwischen 2024 und 2025 zeigt sich der Frankfurter Büromarkt dynamisch mit teils gegensätzlichen Entwicklungen. Im ersten Halbjahr 2025 wurde ein Büroflächenumsatz von knapp 360.000 Quadratmetern erzielt – ein Rekordwert, der bereits dem Gesamtjahresniveau von 2024 entspricht. Treiber dieser Entwicklung waren mehrere Großabschlüsse, darunter die Commerzbank mit rund 73.000 Quadratmetern, KPMG mit etwa 33.400 Quadratmetern und ING-DiBa mit rund 32.000 Quadratmetern.
Dennoch bleibt der Markt u. a. aufgrund veränderter Arbeitswelten und etablierter Homeoffice- Quoten und den daraus resultierenden erforderlichen Anpassungskonzepten von Konsolidierungstendenzen geprägt. Viele Unternehmen verkleinern ihre Flächen oder ziehen in effizientere Neubauten. Die Leerstandsquote liegt laut Angaben der Maklerhäuser – je nach Definition – im zweiten Quartal 2025 zwischen 10 und 12 Prozent, was rund 1,2 bis 1,5 Millionen Quadratmeter ungenutzter Bürofläche entspricht.
VERHALTENE NEUBAUTÄTIGKEIT UND FOKUS AUF QUALITÄT
Die Neubautätigkeit bleibt verhalten. Bis Ende 2025 sollen etwa 146.000 Quadratmeter neue Büroflächen fertiggestellt werden, bei einer Vorvermietungsquote von rund 49 Prozent. Viele Projekte befinden sich noch in der Planung und sind stark von Vorvermietungen abhängig. Der Trend geht in Richtung Qualitätsoptimierung: Gefragt sind moderne, nachhaltige und flexibel nutzbare Flächen, während unsanierte Bestandsobjekte zunehmend an Attraktivität verlieren. In den Kernlagen stehen kurzfristig lediglich rund 19.000 Quadratmeter an Neubauflächen im Erstbezug zur Verfügung.
MIETPREISE STABIL MIT KLARER LAGEABHÄNGIGKEIT
Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den Mietpreisen wider. Für zentral gelegene, gut angebundene Flächen mit moderner Ausstattung und ESG-Konformität werden im Central Business District (CBD) im Schnitt Spitzenmieten von 50 Euro pro Quadratmeter erzielt, in der Innenstadt bis zu 39 Euro. Vereinzelt werden für Premiumimmobilien höhere Abschlüsse jenseits der 50 respektive 40 Euro Marke erzielt. Die durchschnittlichen Mieten liegen bei 34 Euro beziehungsweise 24,50 Euro pro Quadratmeter. In den Stadtteilen bleiben die Mieten stabil: Im Westen bei 13,50 Euro, im Norden bei 11 Euro sowie im Süden und Osten bei jeweils 14 Euro. Teilmärkte wie Gateway Gardens mit einer Schwerpunktmiete von 19 Euro profitieren von gezielter Standortentwicklung und guter Verkehrsanbindung.
Die Mietpreise im Bürosektor in den beiden Landkreisen des IHK-Bezirks bleiben im Vergleich zum Vorjahr weitgehend stabil, mit punktuellen geringfügigen Erhöhungen bei den Schwerpunktmieten. Eschborn überzeugt weiterhin durch geringe Steuerlast, gute Anbindung und moderne Infrastruktur – mit Mietspannen von 9 bis 19 Euro pro Quadratmeter und einem Schwerpunktwert von 12 Euro pro Quadratmeter. Im Hochtaunuskreis verzeichnen Bad Homburg, Friedrichsdorf und Oberursel leicht steigende Schwerpunktmieten.
STANDORTWAHL: MOBILITÄT UND UMFELD ALS ZENTRALE KRITERIEN
Eine Umfrage unter den Mitgliedsunternehmen der Frankfurter Immobilienbörse aus dem Sommer 2025 zeigt, dass die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr das wichtigste Kriterium bei der Standortwahl ist. Auch die Attraktivität der Umgebung – etwa durch das Vorhandensein von Gastronomie, Einzelhandel oder Grünflächen – spielt eine zentrale Rolle. Für 86 Prozent der Befragten ist eine attraktive Innenstadt ein entscheidender Standortfaktor. Die Nähe zur Kundschaft sowie die Repräsentativität der Geschäftsadresse sind hingegen weniger relevant.
Die Umfrageergebnisse zeigen eine klare Prioritätenhierarchie: Im Vordergrund stehen Mobilität und Umfeldqualität, dahinter folgen Nachhaltigkeit, Mietpreise und flexible Nutzungskonzepte. Digitale Arbeits- und Kommunikationsformen verändern zwar nicht in allen Branchen den Flächenbedarf, verschieben jedoch die Anforderungen an das Büro – hin zu einem multifunktionalen Arbeitsort, der Erreichbarkeit, Qualität und Anpassungsfähigkeit vereint.
EINZELHANDELSFLÄCHEN IM IHK-BEZIRK FRANKFURT AM MAIN
STRUKTURELLER WANDEL IM EINZELHANDEL
Nachdem der Vermietungsumsatz bei den Frankfurter Einzelhandelsflächen im Jahr 2023 mit rund 42.000 Quadratmetern weit über dem Jahresdurchschnitt der vorangegangenen Jahre lag, verlief das Jahr 2024 mit einem Flächenumsatz von etwa 13.800 Quadratmetern deutlich ruhiger. Gründe dafür sind unter anderem ein begrenztes Angebot an hochwertigen Flächen, verzögerte Projektentwicklungen und langwierige Anmietprozesse. Die Stadt Frankfurt setzt auf strategisches Leerstandsmanagement, um freie Flächen kreativ zu nutzen und die Innenstadt zu beleben. Parallel erschweren laut der Umfrage unter den Mitgliedsunternehmen der Frankfurter Immobilienbörse kommunale Satzungen die gewerbliche Vermietung. Insbesondere bei größeren Umbaumaßnahmen werden Eigentümerinnen und Eigentümer sowie Projektentwicklungen erheblich belastet. Die Gewerbetreibenden werden in Teilen bei der Darstellung ihres Unternehmens – etwa durch Vorgaben bei den Werbemöglichkeiten im Außenbereich – eingeschränkt. Erschwerend für den Handel ist zudem die Verkehrspolitik in einzelnen Städten und/oder Stadtteilen, die die Erreichbarkeit einschränken und als Besuchshindernis wahrgenommen werden. Einkaufsstandorte sollten für die Kundschaft unabhängig vom gewählten Verkehrsmittel schnell, günstig und zuverlässig erreichbar sein. Darüber hinaus ist das Vorhandensein von ausreichend Parkmöglichkeiten ein wichtiger Standortfaktor für den lokalen Einzelhandel.
MIETNIVEAU WEITERHIN STABIL
Die Mietpreise für den Frankfurter Einzelhandelsmarkt bleiben stabil. Auf der Zeil liegt der Schwerpunkt bei den 1-a-Lagen weiterhin bei 260 Euro pro Quadratmeter, leicht über dem Niveau in der Goethestraße. In Sachsenhausen liegt die durchschnittliche Miete bei 70 Euro pro Quadratmeter. In den Stadtteilen Bockenheim, Bornheim und Nordend liegen die Einzelhandelsmieten deutlich darunter: Auf dem Grüneburgweg werden im Schnitt 28 Euro pro Quadratmeter veranschlagt, auf der Berger Straße 38 Euro.
In den Städten und Gemeinden des Hochtaunus- und Main-Taunus-Kreises ist der Markt für Einzelhandelsobjekte volatiler als in den Frankfurter Stadtteilen. Verkehrsgünstig erschlossene Innenstädte und Kommunen mit einer hohen Kaufkraft erzielen die höchsten Mieten: In Königstein (Kaufkraftindex: 188) liegt die Schwerpunktmiete in 1-a-Lagen bei 24 Euro pro Quadratmeter, in Kronberg (Index: 171,1) bei 21 Euro pro Quadratmeter. Bad Soden (Index: 156,8) erreicht mit 23 Euro pro Quadratmeter die höchste Schwerpunktmiete in zentraler Lage, wobei hier ein leichter Rückgang gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen ist. Gleichzeitig gibt es leichte Mietpreiserhöhungen in Friedrichsdorf, Schmitten und Weilrod.
LOGISTIK- UND PRODUKTIONSFLÄCHEN IN FRANKFURTRHEINMAIN
HOHE NACHFRAGE AN VERKEHRSRELEVANTEN STANDORTEN
Aufgrund ihrer Rolle als europäischer Logistikknoten hat sich der Markt für Logistikimmobilien in der Region FrankfurtRheinMain in den Jahren 2024 und 2025 dynamisch, wenngleich differenziert entwickelt. Der Gesamtflächenumsatz lag bei rund 408.000 Quadratmetern – ein Rückgang von etwa 7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auffällig ist eine Verschiebung hin zu mittleren Flächengrößen (3.000 bis 12.000 Quadratmeter), die überdurchschnittlich stark nachgefragt wurden. Das Angebot bleibt knapp, insbesondere bei kurzfristig verfügbaren Flächen und solchen mit spezieller Ausstattung. Bei den Nutzerbranchen dominieren Logistikdienstleister sowie Industrie- und Produktionsunternehmen, während Handelsunternehmen (einschließlich E-Commerce) leicht an Bedeutung verlieren.
MIETPREISNIVEAU WEITERHIN LEICHT STEIGEND
Die Nachfrage konzentriert sich auf Standorte mit guter Anbindung an Autobahn und Schiene sowie moderner technischer Infrastruktur. Der Flughafen bleibt die teuerste Logistiklage der Region: Mit Spitzenmieten von bis zu 10 Euro pro Quadratmeter und einem Schwerpunktwert von 8 Euro pro Quadratmeter wurde das Vorjahresniveau leicht übertroffen.
In Rödelheim, Griesheim/Gallus und Riederwald/Fechenheim sind die Schwerpunktmieten für Logistik- und Produktionsflächen im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen. Die niedrigsten Mieten finden sich in Griesheim/Gallus, wo sie zwischen 4,50 und 7 Euro pro Quadratmeter liegen – mit einem Schwerpunktwert von 6 Euro pro Quadratmeter.
Die Mietpreise für Logistik- und Produktionsflächen im Hochtaunus- und Main-Taunus- Kreis liegen überwiegend zwischen 4 und 7,50 Euro pro Quadratmeter, mit Schwerpunktwerten von 5,50 bis 6,50 Euro pro Quadratmeter. Autobahnnahe Standorte wie Hattersheim und der südwestliche Hochtaunuskreis verzeichnen moderate Steigerungen. Im Hochtaunuskreis steigen die Schwerpunktmieten in Friedrichsdorf, Kronberg, Neu-Anspach, Oberursel und Steinbach um bis zu 0,50 Euro pro Quadratmeter. Im Main-Taunus-Kreis sind die Preise ebenfalls leicht gestiegen – unter anderem in Bad Soden, Eschborn, Hattersheim, Hofheim, Kelkheim, Liederbach und Sulzbach.
FLÄCHENMANGEL TREIBT PREISE FÜR MODERNE LOGISTIKFLÄCHEN
Im Rahmen der Umfrage unter den Mitgliedern der Frankfurter Immobilienbörse geben 63 rozent der Unternehmen an, dass die Nachfrage nach Logistikimmobilien das Angebot übersteigt – insbesondere in gut angebundenen Lagen wie dem Flughafen oder in Autobahnnähe. Die Angebotsknappheit dürfte den Markt auch in der zweiten Jahreshälfte 2025 weiterhin prägen.
Die vollständigen Ergebnisse auf Gemeindeebene können Sie hier downloaden.